endlich …. ich bin Weltmeisterin!!!

Kurzer Beschrieb der Strecke: die Strecke des WM Marathons war in zwei Runden aufgeteilt. Die erste Runde war 52 Kilometer und 1100 Höhenmeter, das meiste auf breiten Schotterstrassen. Die zweiter Runde war mit 55 Kilometer und ca. 1400 Höhenmeter, etwas länger und harter zu fahren.

Obwohl ich mir Teile der Strecke angeschaut hatte, konnte ich sie mir doch nicht merken, denn es sieht auf der ganzen Strecke immer wieder gleich aus, und es hat so viele Ecken und Richtungsände-rungen, dass es schier unmöglich ist, sich zu orientieren.

Ich bin ja meistens nervös, vor dem Start, doch heute wäre ich am liebsten wieder unter die Decke gekrochen als der Wecker ging, ich fühlte mich nicht wirklich so toll, so war ich dann auch froh, als um 9.00 Uhr endlich der Startschuss fiel, doch als ich mich einklicken wollte, bin ich prompt vom Pedal gerutscht, naja fängt ja schon gut an, dachte ich mir.

Nach einer halben Runde auf der Tartanbahn im St. Wendler Stadion ging es hinaus in die Natur. Schon nach wenigen hundert Meter kam der erste Anstieg, einer der steileren auf dieser ersten Runde.in diesem ersten Anstieg konnte ich das Feld anführen, doch oben wollte ich die Führung gerne wieder abgeben, denn auf der ersten Runde war es wichtig, nicht zu viel Kraft zu verpuffen und möglichst mitfahren zu können. Und es gab ja schliesslich genug Deutsche, die sich gerne vorne zeigten. So versuchte ich mich zwar vorne im Feld zu positionieren, aber möglichst nicht im Wind fahren zu müssen.

Es war ziemlich nervös im Feld und da das Tempo nicht gerade hoch war, war das Feld auch ziemlich gross, was eher ungewohnt ist bei den Frauen.

So kamen wir schliesslich in einer Gruppe von ca. 15 Frauen von der ersten Runde zurück. Beim folgenden Anstieg (den wir schon in der ersten Runde machen mussten) versuchte ich das Tempo etwas zu steigern, um die Gruppe kleiner werden zu lassen, was mir dann auch gelang und so war die Spitzengruppe etwa auf die Hälfte geschrumpft. Mit dabei immer noch Spitz, Brandau, Klemencic, Langvad, Dahle, Dicht, Bigham …. Schon bald wurde Spitz durch einen Platten gestoppt, doch da sie eine Teamkollegin bei sich hatte, gab ihr diese ihr Hinterrad, sodass sie gleich wieder weiterfahren konnte. Dann griffen einige Frauen an, ich war etwas hin und her gerissen, doch eigentlich blieb mir nichts anderes übrig als ihnen zu folgen. So waren wir dann noch zu fünft (Dahle, Brandau, Langvad, Klemencic und ich). Doch es konnte nur gehen, wenn wir zusammenarbeiten würden, was leider nicht so gut klappte, da nicht alle mithelfen wollten, bei der Führungsarbeit. In einem der nächsten Anstiege beschlossen Langvad und ich einen Angriff zu starten und zusammen weg zu fahren. Das klappte ganz gut und nur Klemencic konnte uns folgen. Von da an verrichteten wir beide die meiste Führungsarbeit, denn Klemencic half wie schon an der EM in Montebelluna nicht wirklich mit.

Dann ca. bei Kilometer 80, vor der vierten Feedzone, versuchte ich im Anstieg das Tempo zu erhöhen und konnte prompt ein Loch reissen. Ich war mir aber nicht wirklich sicher, ob ich schon gehen sollte oder besser noch zu warten. Beni stand an der Strecke und da fragte ich ihn: „Was meinst du, ist es nicht zu früh, um alleine weg zu fahren?“ Er meinte, ich solle es versuchen. Als dann Erich auch noch sagte ich solle es versuche, zögerte ich nicht länger und trat voll in die Pedalen.

Immer wieder warf ich einen Blick über die Schulter zurück und sah, dass Langvad auch alleine fuhr, da sie sich ebenfalls von Klemencic lösen konnte und mein Vorsprung wurde immer etwas grösser. Nach weiteren 14 Kilometern hatte ich meinen Vorsprung auf eine Minute ausgebaut. Jetzt waren es „nur“ noch 13 Kilometer bis ins Ziel!! Ich wollte es nun einfach schaffen und mir endlich den Weltmeistertitel holen. Also nicht nachlassen!! Dann etwas später erfuhr ich von Erich, dass Spitz von hinten am Aufholen ist und sich bereits auf Rang 3 vorgearbeitet hat. Ich dachte sch…. Jetzt musst du nochmals alles geben! Jetzt war noch eine Asphaltabfahrt vor mir, bevor ich nochmals einen Aufstieg zuerst ca. 2 Minuten auf einem Feldweg und anschliessend noch weitere 2 Minuten auf dem Asphalt hinauffahren musste, dann war ich beim St. Wendulinushof angekommen und von dort waren es noch 4 Kilometer bis ins Ziel, zuerst nochmals flach – länger als ich in Erinnerung hatte 😉 – und danach ging es fast nur noch runter, mit zwei kleinen Gegenanstiegen und einigen heiklen Kurven, bei denen ich aber nichts mehr riskierte.

Dann die letzten zweihundert Meter, nach einem Kontrollblick über die Schulter schnappte ich mir eine Schweizerfahne und genoss die Einfahrt ins Ziel, das war ein Gefühl, einfach unbeschreiblich, ich hatte es geschafft, ich bin WELTMEISTERIN!!!

Einen besonderen Dank möchte ich den Luki-Fans sagen, ich bekam jeweils richtig Gänsehaut, als ich bei euch vorbeifuhr .

Aber auch allen anderen, die mich unterwegs mit Hopprufen unterstützt haben, HERZLICHEN DANK!!

Einen Dank gehört auch meinem Schatz Erich, der wieder einmal mehr super Arbeit geleistet hat und dann natürlich meinem Sponser Wheeler/ Intercycle.

Danach kamen die ersten Interviews, dann die Siegerehrung und anschliessend musste ich sofort zur Dopingkontrolle! Hätte aber nicht so geeilt, denn dort musste ich bestimmte dreiviertel Stunden warten, bis ich endlich an der Reihe war.

Wieder zurück auf dem Rennplatz, wechselten wir noch einige Worte mit anderen Fahrern, ich wurde noch das eine oder andere Mal gebeten für ein Foto zu posieren, doch danach mussten wir unseren Camper packen und los ging die Reise nach Hause, denn am Montagmorgen muss ich wieder in der Schule stehen, dann beginnt der Ernst des Lebens 

Aber irgendwann habe ich Zeit und werde diesen Sieg noch gebührend feiern.

So nun wünsche ich allen einen guten Start in die neue Woche. Eure Esther