Bericht in der AZ vom Dienstag 11. April 17

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Mountainbikerin Esther Süss gewährt Senioren ein ganz spezielles Usfährtli

Esther Süss tritt in die Pedale des Rollstuhl-Velos und macht mit einer Bewohnerin des Seniorenzentrums Wasserflue eine kleine Rundfahrt.

Esther Süss tritt in die Pedale des Rollstuhl-Velos und macht mit einer Bewohnerin des Seniorenzentrums Wasserflue eine kleine Rundfahrt.

© Fabio Baranzini

Die Mountainbikerin Esther Süss ist unterwegs mit der Seniorenzentrum-«Rikscha». Sie sammelt damit Geld für ein neues Rennbike.

Es war ein ungewöhnliches Gefährt, mit dem Esther Süss gestern Vormittag in Küttigen unterwegs war. Selbst ein absoluter Bike-Profi wie Süss – immerhin Olympia-Fünfte in London und Marathon-Weltmeisterin 2010 – musste sich erst an das neue Arbeitsgerät gewöhnen. Rücktrittbremse, eine Schaltung unterhalb des Sattels, ein kleiner Sonnenschirm und ein Rollstuhl vor der Lenkstange sind für Esther Süss definitiv nicht alltäglich. «Es ist schon ein spezielles Velo, aber es geht immer besser. Obwohl – bergauf zu fahren, ist nicht ganz ohne», sagte sie lachend, als sie von ihrer zweiten Runde zurückkehrte.

Insgesamt stand die 43-jährige Küttigerin gestern während rund 90 Minuten als Chauffeurin im Einsatz und kutschierte die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums Wasserflue umher. Bei schönstem Frühlingswetter kamen die Fahrgäste in den Genuss einer gut fünf minütigen Fahrt rund um das Seniorenzentrum.

Sammeln für ein neues Rennbike

Diese einmalige Aktion ist Bestandteil von Esther Süss’ Projekt auf der Crowdfunding-Plattform «I believe in you». Dort sammelt Süss, die im letzten Herbst nach zehn Jahren überraschend ihren Vertrag beim Team Wheeler/Intercycle verloren hatte und seither ohne Team, ohne Trainer und praktisch ohne finanzielle Unterstützung unterwegs ist, Geld für ein neues Rennbike. «Damit ich auch von der Helsana einen Zustupf für das Projekt erhalte, muss ich mich gemeinnützig engagieren», so Esther Süss. «Da kam mir natürlich gleich das Seniorenzentrum in Küttigen in den Sinn und als ich auf der Internetseite das Rollstuhl-Velo sah, wusste ich sofort, dass ich damit etwas machen wollte.»

Auch Karin Blattner, Leiterin Aktivierung des Seniorenzentrums Wasserflue, war sofort begeistert von der Idee. «Ich bin immer auf der Suche nach Möglichkeiten, um den Bewohnerinnen und Bewohnern etwas Neues und Aussergewöhnliches zu bieten», sagt Blattner.

Nach knapp einer Stunde erhielt Esther Süss eine kurze Verschnaufpause. Eine rüstige Bewohnerin des Seniorenzentrums bestand nämlich darauf, dass sie in die Pedalen tritt und Esther Süss als Passagierin Platz nehmen soll. «Hier vorne ist es eigentlich ganz bequem», scherzte Süss, ehe sie wieder ihre angestammte Position einnahm und die restlichen Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums ausfuhr.