„Kopfkino“ an der SM in Evolène

„Kopfkino“ an der SM in Evolène

„Wie fängt man so ein Interview an?“  😯 dies waren die Worte vom Reporter als er ich im Ziel für ein Interview zu mir kam.

Genau so geht es mir jetzt, als ich hier mit dem Bericht über die SM Marathon berichten möchte!

Fange wir beim Start an, der verlief eigentlich planmässig, ich konnte dieses Jahr mit Kleinhans den ersten Anstieg fahren und fühlte mich eigentlich gar nicht so schlecht! Doch all zu schnell waren wir wohl nicht unterwegs, denn Walker führte uns sogar eine Weile an! Doch das Rennen war ja noch jung!

Dann nach 9km kam der erste Singletrail, eigentlich wollte ich da als erste rein, doch das gelang mir dann irgendwie nicht, es war einfach zu wenig Spannung da 😢, Spannung die man braucht um ein schnelles Rennen fahren zu können. Wenigstens schaffte es als zweite hinter Kleinhans. Doch irgendwie passte es einfach nicht und ich fuhr ziemlich schlecht 🙈… als ich dann auch noch das Gefühl hatte fahren zu müssen, obwohl es tief und matschig war, war Walker weitaus cleverer und rannte den Downhill runter. Bis ich mich auch dazu durchringen konnte, war sie schon ein Stück weiter! Diesen Vorsprung sollte ich dann leider nicht mehr aufholen! 😁

Während ich so fuhr, spielte sich in meinen Kopf das reinste „Kopfkino“ ab 😖 und ich konnte mich einfach nicht auf das Rennen konzentrieren, zu viele Gedanken purzelten in meinem Kopf herum!

Ich versuchte immer wieder meine Gedanken auf das Rennen zu fokussieren, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. 😨 Das Wetter passte in etwa zu meinem Durcheinander im Kopf, Regen ☔️, Sonne ☀️, Graupelschauer und Nebel wechselten sich ab!

So kam ich schliesslich ein erstes Mal beim Ziel vorbei, vor mir lagen immer noch knapp 30km bis ich ein weiteres und letztes Mal unter dem Zielbogen durchfahren würde! Davon war mehr als die Hälfte Aufstieg und zum Teil ganz schön knackig steile!! Mir graute 😜 etwas davor, wenn ich mir vorstellte, wie lange ich noch zu leiden hatte! Denn wenn man nicht so schnell unterwegs ist, hat man ja bekanntlich länger!! 😏

Erich meinte, ob ich nicht aufhören wollte, um die Kraft für die Marathon WM nächstes Wochenende zu sparen. Doch ich sagte, ich werde fertig fahren und eher nächstes Wochenende auf die WM verzichten, was mir zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoller erschien.

Denn ich habe noch NIE ein Rennen aufgegeben und irgendwie hätte ich es nicht fair gefunden den Anderen gegenüber, einfach aufzugeben, wenn es mal nicht so läuft wie geplant!

So fuhr ich also weiter, versuchte mit den beiden Männer um mich mitzufahren, damit ich nicht zu langsam wurde! Was mir mal besser, mal weniger gut gelang!

Als Erich ein nächstes Mal am Streckenrand stand, gab er mir die Zeiten durch, nach vorne hatte ich schon einen ziemlich grossen Rückstand, zu gross um ihn noch aufholen zu können, doch nach hinten wurde die Luft knapp, nur noch 30 Sekunden! „Das schaffe ich nicht!“ 😟😨 war dann auch meine Reaktion!! Was geschehen würde, wenn mich Hug tatsächlich aufholen würde, das konnte ich nicht sagen!! Als ich mal einen Blick nach unten war, wir fuhren in Serpentinen hoch, konnte ich tatsächlich die „rosa“ Startnummer von Hug erkennen! Sch…   💩

Ein kleiner Kampfgeist 👻 blitzte doch noch irgendwo zwischen all den anderen Gedanken auf und ich wollte meinen momentan 3ten Platz nicht verlieren!! Doch ob mir das gelingen würde! Es waren immer noch gute 20km bis ins Ziel.

Inzwischen graupelte es vom Himmel und vom Tal drückte der Nebel hoch, richtig geisterhafte Stimmung, auch konnte man so weder die Fahrer vor noch hinter einem sehen, ich fühlte mich ziemlich alleine 😨, zumal „mein“ Begleiter auch gerade mit sich zu kämpfen hatte und etwas zurückgefallen war, nicht weit!

Also fuhr ich weiter, noch 5km bis zur Abfahrt, es war nass und der Boden war schwer, schien einem richtig zurückhalten zu wollen.

Als sich der Nebel wieder auflöste, wagte ich nochmals einen Blick zurück, konnte keine rosa Startnummer mehr sehen, doch man wusste ja nie!

Endlich war ich oben angekommen, jetzt kam ein schöner Trail, mit vielen engen Kurven! Nochmals versuchte ich meine Gedanken auf das Rennen zu fokussieren, was wirklich wichtig war hier, denn sonst konnte das böse enden! Die Abfahrt machte wirklich Freude!! 😀

Unten angekommen waren es noch ca. 4km bis ins Ziel, alles dem Bach entlang, zum Glück hatten wir Rückenwind, so ging es doch etwas ringer!

Schliesslich überquerte ich die Ziellinie als 3te mit einem beträchtlichen Rückstand, doch das war in diesem Moment nicht wichtig, wichtig war einzig und alleine, dass ich fertig gefahren bin! 👍

Und dann kam eben der Reporter und stand neben mir, schaute mir zu wie ich meinen Transponser zurück gab (ich brauchte einen Moment Zeit!) und fing dann mit den Worten an: „Wie fängt man so ein Interview an?“ Dann sprudelten die Worte nur noch so aus mir heraus. Über das Rennen, das „Kopfkino“ während des Rennens und all das, was in den letzten drei Monaten so passiert ist…..

 

Ganz herzliche Gratulation an Ariane zum Schweizermeistertitel, den sie souverän gewonnen hat und auch an Nadja, die die Gunst der Stunde genutzt hat und mit einem super Rennen die Silbermedaille gewonnen hat!