Das Rennen….

Bereits am Donnerstag am späteren Nachmittag sind wir in Albstadt angekommen. Um nach der Autofahrt die Beine noch etwas zu bewegen, beschlossen Fabienne und ich noch etwas auf die Strecke zu gehen.

Die Strecke in Albstadt muss man sich vorstellen wie eine Acht, die wir dann zweimal abfahren mussten. Es gab dann eine Nord- und eine Südschlaufe die je etwa 23km lang waren. Was wir an diesem Nachmittag noch sahen von der Strecke, war technisch nicht anspruchsvoll und liess auf ein schnelles Rennen schliessen.

Am nächsten Morgen gingen wir dann nach einem feinen Frühstück gemeinsam mit Erich auf die Nordschlaufe der Strecke, die zwar etwas mehr Höhenmeter hatte und auch den einen oder anderen Trail aber doch auch hauptsächlich aus breiter Schotterwegen bestand. Das ständige auf und ab würde am Sonntag dann schon an die Substanz gehen, das war sicher.

Am Samstag nochmal ein kurzes Training auf der Strecke und ein gemütliches Abendessen mit Freunden.

Wir hofften alle, dass das Wetter nicht allzu schlecht würde am Sonntag, denn es war bis dahin, eher kühl und feucht in Albstadt.

Am Sonntagmorgen war es dann zuerst mal trocken und die Sonne blinzelte mal zwischen den Wolken durch, doch kühl war es immer noch. Da der Start erst um 11 Uhr war, hatte wir massenhaft Zeit. Nach dem wir gepackt und geladen hatten, machten wir uns auf zum Start/Zielbereich.

Ich hatte das Gefühl die Zeit bleibe stehen, mir wäre es lieber gewesen, wir könnten endlich starten, anstatt noch so lange warten zu müssen. Die Nervosität machte sich langsam aber sicher bemerkbar, sind doch solche Titelkämpfe immer etwas besonderes, da Frauen am Start sind, die wir sonst nie als Gegnerinnen haben. Diese EM war auch sonst noch sehr speziell für mich, da ich ausser dem WC in der Türkei im März kein Rennen mehr gehen Sundstedt gefahren bin und nicht so recht wusste wo ich stand. Auch gegen Rupp und Heinzmann bin ich diese Saison noch kein Rennen gefahren. ……

Dann endlich um 11 Uhr der Start der Herren Elite – also noch zwei Minuten bis wir starten durften…. dann der Startschuss, ich kam nicht gut weg, kam nicht ins Pedal…. dann schon die erste Verwirrung, wo fahren wir da durch, geht es nicht gleich in den ersten Aufstieg? Nein wir machen noch einige Zusatzschlaufen im Zielgelände, bevor wir dann endlich in den Aufstieg gehen. Doch dieser erste Aufstieg hatte es in sich (ich war ihn im Training nie gefahren, da alle sagten er sei so steil) bereits in den ersten Kurven brauchte ich die kleinsten Gänge. Den obersten Teil konnte man dann gar nicht fahren, da es ziemlich rutschig war, also war bereits das erste mal schieben angesagt. Bis zum höchsten Punkt, konnte ich dann bis zu Sundstedt aufschliessen und mich gleich hinter ihr einreihen. Leider konnte sie die erst Abfahrt nicht fahren und ich musste auch absteigen – das war schade. Schon kamen wir dann gemeinsam das erste Mal bei der Feedzone vorbei (diese passierten wir noch weitere fünf Mal) und konnten dann mit einer Gruppe Männer das erste mal auf die Nordschlaufe. Schon bald hatten wir eine Lücke von etwa einer halben Minute herausgefahren. Es war schon ein beachtliches Tempo, das da angeschlagen wurde und ich musste mächtig in die Pedale treten um mithalten zu können. Obwohl ich dann bei der nächsten Sumpfstelle absteigen und schieben musste, konnte ich an Sundstedt dranbleiben, die diese Passage fahrend bewältigen konnte. Immer noch gemeinsam kamen wir das erste Mal durch das Ziel und weiter ging es auf die Südschleife die noch schneller werden würde. Mein Ziel dranbleiben und nicht abreisen lassen. Manchmal tat es schon mächtig weh, wenn wir die kleinen Bodenwellen drücken mussten um nicht abreissen lassen zu müssen. Bei der letzten Abfahrt auf der Südschlaufe konnte ich mich etwas absetzten, doch als ich zurückschaute und sah, das Sundstedt im Windschatten eines Mannes war, entschied ich mich zu warten und mit ihr auf die zweite Runde zu gehen. Doch dann als sie bei der Techzone im Ziel ankam wollte sie ein neues Vorderrad (sie hatte Luft verloren), sodass ich mich entschied, doch alleine weiter zu fahren. Leider war ich nun ganz alleine und wusste, dass es ein hartes Stück Arbeit werden würde, wenn ich die bis zum Schluss durchziehen wollte. Doch ich wollte es versuchen. Also los ging es nochmals diesen steilen Anstieg hinauf. Dann wieder runter zu Feedzone (bereits das vierte Mal) und nun ging es raus in den Wind. Ich war alleine, ich versuchte zu den Männer vor mir aufzuschliessen, doch als ich bei ihnen war, merkte ich dass ich viel schneller war als sie und überholte auch gleich. Zwischendurch hatte ich mal wieder ein „Gspändli“ dann war ich wieder alleine.

alleine auf weiter Flur...

Als ich wieder zurück bei der Feedzone war, meinte der Speaker: “ da kommt Esther mit Männer im Schlepptau“ 🙂 weiter ging es über die Wiese hoch Richtung Ziel – ich hatte etwa anderhalb Minuten Vorsprung. Jetzt ging es auf die letzten 23km der Südschlaufe, ich wusste, ich musste alles geben, konnte mich nicht ausruhen, denn Sundstedt lässt sich nicht einfach geschlagen geben, sondern auch sie wird kämpfen bis ins Ziel. Zudem war irgendwo noch die Holländerin, die mich schon einige Male auf den letzten Kilometer eingeholt und überholt hatte. Ich hatte nun ein „Gspändli“ mit dem ich gut zusammenarbeiten konnte, mal war er vorne Mal ich. Doch je länger die Runde war, je mehr war ich vorne, bis ich schliesslich fast alle Arbeit selber machte und mich und sie zu motivieren versuchte, nicht nach zu lassen. Dann kam der letzte Anstieg, doch der wollte nicht mehr aufhören, immer wenn ich glaubte oben zu sein kam nochmals ein kleiner Gegenanstieg. Das machte mich schon kaputt, denn obwohl ich diese Strecke ja bereit einmal gemacht hatte – vor etwa zwei Stunden – wusste ich nicht genau was wirklich noch kam…. doch irgendwann hatten wir es dann geschafft. Juppiiiiii!!! Jetzt ging es wirklich nur noch runter und dann noch ebenfort ins Ziel. Ich liess dem Mann den Vortritt, denn ich wollte jetzt nichts mehr riskieren auf dieser letzten Abfahrt (keinen Platten, keinen Sturz), jetzt war ich mir sicher, dass es reichen würde und jubelte bereits das erste Mal – was den Fahrer vor mir wohl etwas verwirrte :-).

Da es hier geregnet hatte, war die Strasse nass und ich fürchtete mich etwas vor dem Ausrutschen in den Kurven. Doch ich schaffte es heil runter und nun kam der letzte Kilometer. Ich konnte es richtig geniessen, denn von hinten kam niemand mehr.

Mit einem Jubelschrei fuhr ich über die Passarelle und freute mich mega über meinen Europameistertitel!!!!

geschafft!!!

Das war ein mega Gefühl, als Siegerin durchs Ziel zu fahren, vorallem auf einer Strecke die mir eigentlich nicht so gefiel, konnte ich doch ein so super gutes Rennen fahren.

Als die dritte Fahrerin – Antonia Wipfli –  im Ziel war, war auch schon die Siegerehrung, wo ich das Europameistertricot übergestreift bekam, sowie ein Goldmedallie und eine Pokal in Empfang nehmen durfte. Doch was Erich am meisten freute, war das grosse Glas Bier (einen Liter) das ich noch überreicht bekam. Auf das musste er ja so lange warten (Jahrelang – seit 2003) darum ein Prost auf Erich.

Leider musste ich nachher noch zur Dopingkontrolle und die ging dieses Mal unglaublich lange (über eine Stunde), sodass die meisten Leute schon gegangen waren als ich zurück kam und ich meine Erfolg gar nicht mit den anderen feiern konnte, das war schon ziemlich schade :-(. Müssen wir wohl später noch nachholen, ich hoffe es gibt schon bald wieder eine Grund zum Feiern…..

Auf jeden Fall möchte ich mich noch bei allen Betreuern ganz herzlich bedanken, es war toll, wie ihr mich unterstützt hat, das bringt so viel und hilft mir immer wieder noch etwas schnell zu treten. DANKE!!

Danke auch an Güni und Margit, ich habe mich mega gefreut dass ihr da wart und mich so toll unterstützt habt, sorry, dass ich nicht mehr Zeit für euch hatte!!!

Margit dir nochmals ganz herzlich Gratulation zu deinem tollen Rennen.